Codierung und versteckte Hinweise im Arbeitszeugnis

Es ist in der Tat nicht einfach, eine Codierung oder ein versteckter Hinweis in einem Arbeitszeugnis festzustellen. Es kommt auch darauf an, ob es sich um eine klassische Codierung oder um Hinweis einer schlechten Leistung oder eines unkorrekten Verhaltens handelt.

Von einer klassischen Codierung sprechen wir dann, wenn in einem Arbeitszeugnis folgendes steht:

Beispiel 1 (Klassische Codierung)

Herr Müller erfüllte die Aufgaben zu unserer vollen Zufriedenheit.
oder
Herr Müller bemühte sich alle seine Aufgaben zu unserer Zufriedenheit zu erledigen. 

Das sind Codierungen in Arbeitszeugnissen, die man früher zur Leistungsbeurteilung benutzt hat und heute nicht mehr benutzt werden «darf», aber noch vielen Zeugnissen leider anzutreffen sind.

Es gibt aber auch Hinweise in Zeugnissen, die klar hindeuten, dass der Arbeitgeber mit der Arbeit nicht zufrieden war.

Beispiel 2 (Negativer Hinweis)

Er nahm die Herausforderung wahr, seine Arbeiten gut zu planen und zu organisieren. 

Ein solcher Satz kann auf eine schlechte Beurteilung hindeuten, dass er mit der Organisation und Planung seiner Arbeit Mühe hatte. Den «Herausforderung wahr nehmen» und es auch effektiv erreichen können liegen weit auseinander.

Besser: Er konnte seine Arbeiten gut planen und organisierte sich systematisch und strukturiert.

Beispiel 3 (Unklare Formulierung)

Sie kannte die Trends im Online-Marketing und tat einiges dafür, sich zu entwickeln und arbeitete hart, um Ihre Ziele zu erreichen. 

Der Satz kann vieles aussagen, aber auch unterschiedlich verstanden werden. Sie «tat einiges dafür» kann auch heissen, sie musste sich sehr engagieren, um die Trends zu erkennen, ansonsten erkannte sie die Trends nicht. Und was sie dafür genau tat, weiss der Zeugnisleser nicht. Und um die Ziele zu erreichen, musste sie sich speziell engagieren, ansonsten hatte sie Mühe, die Ziele zu erreichen, resp. sie erreichte ohne harte Arbeit die Ziele nicht. Die Formulierung kann auch in der Art verstanden werden, dass sie als Fachhochschulabgängerin natürlicherweise ungenügende praktische Kenntnisse im Online-Marketing hatte und musste viel daran setzen, diese zu erarbeiten, weil sie eine lernwillige Person ist. Und um die Ziele zu erreichen, musste sie hart arbeiten, weil die Ziele hoch angesetzt waren und sie als Person sehr ziel- und erfolgsorientiert war.

Besser: Als Fachhochschulabgängerin erlernte und kannte sie die Trends im Online-Marketing. Um im dynamischen Umfeld des Online-Marketings auf neustem Stand zu sein, informierte sie sich auf eigenen Antrieb laufend über entsprechende Kanäle und Medien wie Google etc., lernte die neusten Trends und setzte diese umgehend und erfolgreich in die Praxis um. Als ergebnisorientierte Person erreichte sie stets die eigenen und übergeordneten Ziele.

Es ist nicht ganz einfach, Codierungen oder versteckte Hinweise im Arbeitszeugnis ausfindig zu machen. Hierfür muss man die Zeugnissprache, Hintergründe und die Zusammenhänge verstehen und viele Jahre Erfahrung im Deuten von Arbeitszeugnissen haben. Daher empfehlen wir immer, das Arbeitszeugnis von einem Experten prüfen zu lassen.

Gerne stehen wir Ihnen für die Prüfung Ihres Zeugnisses zur Verfügung. Schauen Sie sich unsere Angebote an:

Arbeitszeugnis prüfen lassen